25.10.06

Studieren in Toronto

Nachdem die beiden Europäer bereits über Ihre Erfahrungen an ihren neuen Lehranstalten berichtet haben will ich das hier auch mal tun.

Der größte Unterschied zum Studium in Deutschland ist sicherlich der hohe Servicefaktor - sei es im International Student Centre, direkt beantwortete Emails an Professoren oder Klausuren die in maximal zwei Wochen korrigiert sein müssen - stets hat man das Gefühl, dass sie die Universität wirklich um einen kümmert. Ich will jetzt gar keine Diskussion lostreten ob dies aufgrund der $10000 Studiengebühr pro Jahr ist oder ob es einfach ein anderes Selbstverständnis der Universität als Ort der Lehre ist.

Im Studienalltag fällt die hohe Konstanz an Arbeitsaufwand auf - so gibt es notenrelevante Pflichthausaufgaben, Mitarbeitsnoten und regelmäßige Zwischenprüfungen. So habe ich nach knapp zwei Monaten hier bereits fünf Prüfungen hinter mir (heute Abend kommt die nächste) - da sehnt man sich schnell an die Karlsruher Fernuniversität zurück! Dazu kommen noch Team- und Einzelprojekte die teilweise einen Großteil einer Kursnote ausmachen können.

Apropos Kurse - ich belege hier in diesem Semester fünf Kurse (2x OR, Integrierte Produktion, Derivate, Spieltheorie) was eine gut machbare Menge ist. Die lokalen Studenten machen oft weniger, da sie aufgrund der Studiengebühren und nicht vorhandenem Bafög oft neben der Uni arbeiten müssen. Ein Kurs besteht im Normalfall aus 3x50Min. Vorlesung + evtl. Tutorien / Übungen.

Nun noch kurz zur Universität: Die UoT ist stark von ihrer Größe geprägt - die 50Min Vorlesung ergeben sich aus der Tatsache, dass man innerhalb von 10Min es knapp schaffen kann auf dem riesigen Campus (mit Hauptstraßen, Ampeln und eigener Polizei) zum nächsten Hörsaal zu kommen. So hat es für mich sicherlich zwei Wochen gedauert bis ich ich einigermaßen pünktlich meine diversen Lehrveranstaltungen finde - es gibt hier sogar einen Visitor's Centre der Campustouren für Touristen veranstaltet.

Eine kleine Karte um die Größe halbwegs zu verdeutlichen:



Hier gibt es noch eine nett aufbereitete Karte mit Erklärungen zu einigen Orten.

Die Größe bedeutet gleichzeitig aber auch eine traumhafte Ausstattung: Das UoT Bibliothekensystem ist das drittgrößte Nordamerikas und die 24-h-Hauptbibliothek ist so groß, dass die Karlsruher Bib schätzungsweise 3-4 Mal reinpasst. Es gibt zwei voll ausgestattete Sportcenter (komplett umsonst für Studenten), zig Campuszeitungen (allesamt besser lesbar als UNIKATH) und zig nett ausgestattete Studetenlounges.



Es gibt aber auch einige Schattenseite:
ES GIBT KEINE MENSA - statt dessen hat man eine Auswahl an von externen Franchisern betriebenen Cafeterien mit PizzaPizza, Mr. Sub oder Starbucks Filialen - allesamt teuer und ungesund. Dazu gibts noch Hotdog und Asia-Verkaufsstände auf den Campusstraßen - weniger teuer und wahrscheinlich noch ungesunder.
SCHLECHTE COMPUTERPOOLS - zu wenige, zu klein, eingebrannte Röhrenmonitore - mehr braucht man nicht sagen...
SEHR ANONYMES STUDIUM - da alle aufgrund der hohen Studiengebühren und dem Eliteanspruch der UoT in Kanada extrem angespannt und gestresst sind ist es wahnsinnig schwer mit Leuten in Kontakt zu kommen und auch Erasmus-style Parties sind hier unbekannt (vielleicht auch aufgrund der höheren Alkoholpreise...)

Soviel zum Studium in Kanada - mir macht es bisher Spaß und ich kann es jedem weiterempfehlen - aber Karlsruhe muss sich weniger verstecken als irgendwelche Weltweit-Rankings Glauben machen wollen...

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1 Comments:

Blogger flo said...

aber Karlsruhe muss sich weniger verstecken als irgendwelche Weltweit-Rankings Glauben machen wollen...
dem kann ich nur zustimmen!

6:22 PM  

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